Best of… Juli 2009


Epic – wenige Worte im internationalen Sprachschatz haben bei so wenig Buchstaben eine solche Wucht an Bedeutung, eine solche Schwere. Epic – das ist etwas, von… ja halt epischen Ausmaßen und ich bin zu wenig Linguist, um die eigentliche Wortbedeutung weiter zu definieren. Wenn etwas episch ist, dann ist es halt ziemlich fett, quasi die Königsklasse im Ziemlich-Abgefahren-Sein. Mehr geht kaum. Das ist Epic. Spannen wir mal den Bogen ungewohnt früh zum aktuellen WWE-Geschehen, dann sind wir uns sicherlich einig, dass es nur sehr sehr wenige Momente in diesem Umfeld gibt, die der Wortwucht dieser vier Buchstaben standhalten können. Das letzte epische Aufeinandertreffen seit Jahren präsentierte uns World Wrestling Entertainment in Form des Undertaker-HBK-Matches bei WrestleMania 25. Der Aufbau, die Stimmung, das Match – diese Reihe von Momenten, das durfte WWE „epic“ nennen, ohne dabei rot zu werden. Zwei der größten Ikonen der Geschichte, DIE unangefochten größten Stars des aktiven Rosters, auf solch einer großen Bühne, mit so viel auf dem Spiel. Die Kraft, die Nachwirkungen, die ungeheure Energie dieses Momentes wirkt noch immer nach und wird die so geschasste Veranstaltung für mich persönlich immer unsterblich machen. Ummantelt wurde die Fehde der zwei Legenden nur zu oft von einer ganzen Reihe Diskussionen, die sich in ihrem Tenor um maßgeblich eine große Frage drehten: Wer ist größer? Wer ist legendärer, bedeutsamer? Shawn Michaels oder The Undertaker? Die Schlacht entschied laut Faktenlage der Deadman für sich – doch da das bloßes Ergebnis der Arbeit eines Bookers ist, der u.a. auch Brian Kendrick in 9 Sekunden gegen Kofi Kingston verlieren lässt, kann man da nicht viel drauf geben. Ich ziehe daher eine andere Argumentationsstrategie vor, eine, welche zum damaligen Zeitpunkt noch gar nicht gezogen werden konnte. Denn ich vergleiche die Auswirkungen ihrer Schlacht. Ich vergleiche nicht, wer sich zum Zeitpunkt seiner Anwesenheit besser oder glaubwürdiger präsentiert hat, nein, ich vergleiche, wer seit dem Verschwinden der beiden aus den Shows die größere Lücke hinterließ. Wer ersetzbar ist, austauschbar, wessen Fernbeleiben man nicht bemerkt – der kann niemals der epischere der beiden sein. Vergleichen wir also die Show, in der der Heartbreak Kid seit WrestleMania eine Lücke hinterlässt mit der Show, die seither auf den Undertaker verzichten muss.
Keine Angst, ich führe jetzt hier keinen Zeitstrahl auf, der uns das ganze Treiben seit WrestleMania zum 100sten Mal vor Augen führt. Das spare ich mir für später im Kolumnenverlauf auf. Ich sage nur, dass ich beim Schauen der Smackdown-Shows das Gefühl habe, von den Bookern wie ein intelligentes menschliches Wesen behandelt zu werden. Ein Gefühl, dass ich am Montagabend schmerzlich vermisse. Smackdown rockt wie nie, und das auch ohne seinen größten Star. Selbst nach dem unfreiwilligen Abgang von Edge, der zweiten großen Macht am blauen Freitagabendhimmel, drückt Smackdown weiter mit tollen Shows nach. RAW zeigt uns Woche für Woche. Für Woche. Für… Woche… immer und immer wieder dieselbe… Jeder möge hier das Wort einsetzen, dass es für ihn am besten trifft und so wie es statistisch bewiesen ist, dass 80% aller Leute „Kopf“ beim Kopf-oder-Zahl wählen, bin ich mir ganz sicher, dass bei mindestens der selben Zahl von Euch nun das Wort „Scheiße“ im Kopf herumschwirrt.
Wer ist also größer? Der Undertaker oder Shawn Michaels? Verdammt ja. Es ist der Heartbreak Kid. Unabhängig davon, dass diese Argumentation vollkommener Blödsinn ist und die Personen Michaels und Taker absolut nichts mit dem Ist-Stand der WWE-Shows zu tun hat. Und das ist auch der Grund, warum die Namen Undertaker und Shawn Michaels in diesem Best Of keinerlei Rolle spielen werden, der qualitative Kontrast zwischen RAW und Smackdown dafür umso mehr. Diese Einleitung galt also bloß der Beweihräucherung von Shawn Michaels’, der verdienten Nennung des Undertaker und der Zurschaustellung meines Unverständnisses darüber, dass World Wrestling Entertainment eines der bedeutsamsten Wörter dieser Erde an ein Triple Threat Match zwischen Randy Orton, John Cena und Triple H derart inflationär verschwendet hat.
Ebenso werdet ihr das Wort „Scheiße“ zum letzten Mal in dieser Kolumne gehört haben, obwohl WWE seit seinem ersten Great American Bash nicht mehr so viele Vorlagen dafür gegeben hat, es in ausnahmslos jeden geschriebenen Satz einzubauen. Aber schon Goethe sagte, dass jeder das Recht habe, gesittet Pfui zu sagen – und das will ich tun. Pfui sagen. Aber gesittet. Und damit herzlich willkommen zu einem gesitteten, fast meditativen Monatsrückblick in Form des Best Of: Juli 2009. Habt Freude.


Beste Storylines und Fehden
… oder „WWE am Dienstag und am Freitag Abend“

1. Punk vs. Hardy
2. ECW Main Event
3. Chris Jericho vs. Edge

Noch immer bin ich bis über beide Ohren davon geflasht, dass World Wrestling Entertainment ein Match zwischen CM Punk und Jeff Hardy zum Main Event eines seiner Pay Per Views ernannt hat. Eines PPV’s bei dem John Cena, Triple H und Randy Orton um den WWE Title gegeneinander antraten. Ich zitiere mich selbst aus dem Jahr 2008: „Alles ist möglich in einer Welt, in der CM Punk World Champion ist.“. Ja und genau aus der Zeit dieses Zitates stammt auch die Erkenntnis, dass man CM Punk’s World Title Run gehörig in den Sand setzte. Im neuen Jahr sollte alles anders werden – bis zum Extreme-Rules-PPV sah man davon allerdings noch nicht viel, denn Punk war weiterhin der selbe WWE-Punk wie zuvor auch schon. Blass, unscheinbar, unter seinen Möglichkeiten eingesetzt. Doch man verfolgte einen Plan und setzte diesen par excellence um: Punk’s zweiter World Title Run wandelte ihn zum Heel. Ab. Ge. Fahren. Mit Jeff Hardy setzte man ihm zudem noch einen Mann gegenüber, mit dem es möglich war, den perfekten Kontrast rüberzubringen, Punk als Heel zu etablieren, tolle Matches auf die Beine zu stellen und vor Allem die heißgeliebte Win-Win-Situation zu erzeugen. Alles an Punk-Hardy war fantastisch. Beide, bisher am Mic eher minderbemittelt eingesetzt, bekamen ihre TV-Time, ihre Sprechzeit, ihren Main Event Spot. Man gab dieses Mal nicht einfach einem Midcarder den World Title und verfrachtete den Gürtel damit in die Midcard – dieses Jahr gab man einem Midcarder den World Title und erhob ihn auf die Ebene des Gürtels, in den Main Event. Heute ist Jeff Hardy der Champion. Und es stört mich nicht. Ich verehre Punk und mag Hardy nicht sonderlich – doch ich mag die aktuelle Situation. WWE, dafür danke ich Euch. Dafür, dass ihr es geschafft habt, Punk und Hardy für die breite Masse interessant zu machen, sie so zu booken, dass sie als verdienter Maßen interessantestes Match auf der NoC-Card am Ende der Card standen, dafür dass ihr es geschafft habt, dass CM Punk und Jeff Hardy gemeinsam, also ohne einen Edge, einen Chris Jericho oder einen namenlosen Totengräber einen der großen Brands tragen können. Und dabei nicht nur nicht unter der Last zusammen brechen, sondern als stärkere Säulen wirken als diejenigen, die momentan trotz eines ganz anderen Standings unter der Last zusammenbrechen. Fantastisch. Einfach fantastisch.

Für einen Moment wirkte es Ende des letzten Monats tatsächlich so, als würde der Fluch des Montag Abends auch seine wohlgenährten Mitbrands das Blut auslutschen. Der spontane Draft nahm der ECW so ziemlich alles, was Rang und Namen hatte, in den toll gebookten Storylines involviert war und sie zu der sensationellen Show machte, die sie wochenlang war. Zurück blieben nur Christian und Tommy Dreamer und eine tolle Show schien zerstört. Doch weit gefehlt – was man seither mit einer vollständig auf Reset gestellten Sendung veranstaltete war ganz großes Tennis. Wie gesagt, Christian und Dreamer waren die letzten Überlebenden – es war also klar, dass sie weiterhin im Main Event mitmischen würden und den Title unter sich ausmachen. Plötzlich war da aber auch noch ein Shelton Benjamin, der den ECW-Überstar Christian clean besiegen durfte. Plötzlich squashte auch Vladimir Kozlov keine namenlosen Jobber mehr, sondern… namhafte Jobber wie den ECW Champion Tommy Dreamer. Yoshi Tatsu, Sheamus und Zack Ryder zeigten sich mit tollen Siegesserien und überraschenden Publikumsreaktionen und obwohl ECW von einem Schlag auf den anderen seine komplette Storyline-Power eingebüßt hat, bekam es diesen neuen Wind, diese neue Richtung, die zumindest mich nicht minder unterhält. Speziell Kozlov, Dreamer, Benjamin und Christian werden seither komplett auf Augenhöhe dargestellt und mit Yoshi, Sheamus und Ryder scheinen die Nachrücker für den Main Event füßescharend in der nächsten Reihe auf ihren Einsatz wartend. Das macht Spaß. Das macht wirklich Spaß. Schade ist es sicherlich, dass dabei ein Paul Burchill noch immer auf der Strecke bleibt und der unantastbare William Regal plötzlich als Jobber eingesetzt wird. Große Geschenke erfordern aber nun mal meist auch seine Opfer und dass diese nun mal beide aus dem vereinten Königreich stammen ist bedauerlich, aber akzeptierbar. ECW wurde dadurch zu der Sendung, auf die ich mich Woche für Woche am meisten freue. Sie ist unvorhersehbar, reich an Überraschungen und interessanten Figuren. Auch wenn die Darstellung eine sehr viel andere ist, ist sie momentan also echt wieder etwas Ähnliches wie, ja, wie die ECW. Und da bin ich dann auch ganz sicher, dass auch Regal und Burchill noch ihren Spot bekommen werden. Spätestens, wenn sich die Freundin des Bookers von der Schweinegrippe erholt hat und er die beiden Wrestler aus dem Seuchenherd nicht mehr als Sündenböcke herhalten lassen muss.

Und wieder einmal schafft es eine Fehde auf die Liste, die eigentlich noch gar keine wirkliche ist. Wenn aber eine Storyline schon dann Spaß macht, wenn sie noch gar nicht richtig begonnen hat, dann muss schließlich irgendwas rund laufen. Was war bspw. Eurer Meinung nach die geilste Zeit der dX-Reunion? Ganz eindeutig: die Zeit vor der Reunion, als sie sich per Handzeichen andeutete. Die Zeit vor der Story, allein wegen des Gedanken an die Story, das macht Spaß. Mit der Verbündung von Edge und Chris Jericho beim Bash begann es – denn eines ist klar: das Team wird gewinnen, es wird dominant sein, Jericho und Edge eine Weile vom Main Event fern halten und am Ende in einem Split mit Fehde enden. Ja und wessen feuchte Träume werden da nicht erfüllt? Edge vs. Chris Jericho. Die Erwartungen schießen ins Unermessliche. Wagt man es, eine opulente Heel-vs-Heel Fehde aufzubauen? Ich meine, der letzte PPV begann mit einem reinen Heel-vs-Heel-Match und das hat verdammt noch mal funktioniert. Wird Edge als Face ankommen? Ich find es wirklich toll, wie man Jericho’s Geschichte weiterführt, ohne dabei Edge aus den Augen zu verlieren und zu guter Letzt auch noch einen schönen Aufbau betreibt. Parallel zum Tagesgeschäft. So muss das sein. Weitblick – langfristige Planung. Das hebt momentan Smackdown von den anderen Shows ab, das zeichnet den Brand und seine Geschichten aus. Dass Chris Jericho dabei jeden seiner Kollegen mal wieder in den Boden herrscht, muss fast gar nicht extra genannt werden – und manchmal glaube ich eh, dass man ihm die Tag Team Gürtel nur aus dem Grund gab, dass man ihn problemlos auch bei RAW auftreten lassen darf. Was auch immer uns mit Edge und Jericho erwartet: ich bin heiß drauf.


Schlechteste Storylines und Fehden
… oder „WWE am Montag Abend“

1. WWE Title Situation
2. Hornswoggle vs. Chavo Guerrero
3. Celebrity Guest Hosts

Hach, Mensch. Das ist so unbefriedigend. Schauen wir uns nur mal die Main Events der RAW Shows an und auch nur aus diesem Monat. John Cena und Triple H kämpfen in eine doppelte Disqualifikation, weil die Legacy eingriff. Eine Woche später gewinnen Cena, HHH und Seth Green gegen die Legacy. Per DQ, weil diese zu stürmisch auf ihre Gegner losgingen. Eine weitere Woche später dasselbe, nur ohne Seth Green und dieses Mal sogar mit einem Pinfall am Ende. Cena, Orton, HHH. Cena, Orton, HHH. Promo am Anfang, Festsetzen eines leidlich spannenden Main Events, bei dem kein Stück am Aufbau von Cody Rhodes und Ted DiBiase Jr. gearbeitet wird. Die einzigen Highlights – und ich meine WIRKLICH die einzigen Highlights aus diesen vier Wochen RAW waren die Hobbit-Geschichte und die Matchansetzung vom Million Dollar Man Ted DiBiase zwischen seinem Sohn und Randy Orton. DAS hatte Potenzial und wurde folgerichtig daraufhin totgeschwiegen. Plötzlich dann setzt man eine Beat the Clock Challenge an und erweitert das an Langeweile kaum zu überbietende Trio um drei wirklich interessante Herausforderer. MVP, Jack Swagger und Mark Henry. Wer wird’s? Klar, John Cena. Warum um alles in der Welt? Was will man uns denn mit John Cena und Randy Orton erzählen, was wir nicht schon kennen? Was? Denken die Booker wirklich, Orton-vs-Cena würde mehr ziehen als eine frische Konstellation, bei der ein Jungstar um seinen ersten Run als World Champion gegen das Ekel Randy Orton kämpft? Und zusätzlich vielleicht ein John Cena, der mit seinem angehenden Abschied in die Filmpause noch einen Heel richtig schön over bringen könnte? MVP vs. Randy; Swagger vs. Cena. Warum um alles in der Welt sollte das Leute weniger dazu bewegen, sich den PPV zu bestellen, als das so zum Erbrechen langweilige Cena vs. Orton? Ich sehe es an als Bestätigung meiner Intelligenz, ich kehre den Optimisten heraus und berufe mich auf Clifton Fadiman, der bereits Mitte des 20sten Jahrhunderts erkannte, dass „Langeweile, zur rechten Zeit empfunden, ein Zeichen von Intelligenz“ sei. Ich langweile mich bei RAW, wenn es um den WWE Title geht. Das ist somit Bestätigung meiner Intelligenz. Aber Leute, ganz ehrlich: da wär ich lieber dumm und fühl mich unterhalten.

Naja, wie gesagt: ich langweile mich bei RAW aber eigentlich nur, wenn es um den WWE Title geht. Ehrlich. Ich gelobte gemäß Goethe gesittet Pfui zu sagen und deshalb muss ich auch die anderen Seiten erwähnen. Denn langweilig ist der Rest von RAW nicht – ich sehe mir weiterhin jede Sendung an und schalte meist erst vor dem Main Event ab. Sooo falsch kann man mit der Show also gar nicht liegen und wer mich kennt, der weiß, dass wenn ich erstmal anfange zu zitieren, ich nicht mehr aufhören kann. Nach JW und Fadiman haue ich jetzt somit einen weiteren wahren Gassenhauer raus und das von jemandem, der weitaus weniger poetisch anmutet, aber dennoch einst einen sehr intelligenten Satz sagte, den ich mir unbedingt merken musste und der endlich mal passt: „Besser kritisiert als ignoriert. Ich kann wunderbar leben mit schlechter Kritik.” – ein toller Satz. Kaum zu glauben, dass er dem Munde eines Vollidioten wie Frank Farian entstammt. Genau das schafft RAW derzeit auch. Es schockiert durch dermaßen miserables Booking, dass ich es mir Woche für Woche wieder anschaue. Einerseits aus Sensationsgier, einfach um zu sehen, welche Sch… - halt Stopp, das Wort wollte ich ja nicht mehr sagen. Denkt’s Euch einfach. Weiter mit dem Satz: … dort wieder fabriziert wird. Zum anderen, weil das anschließende Bashen und Aufregen danach solch einen Heidenspaß macht und ich unbedingt dabei sein will. Und zuletzt natürlich, weil das dazu führt, dass mir ECW und Smackdown gleich doppelt Spaß machen. Wirklich mies macht das bei RAW momentan also wirklich nur den Main Event, weil ich bei ihm abschalte – der Rest ist so ein Müll, dass man ihn unbedingt gesehen haben muss. Dadurch bleibt es aber trotzdem Müll und gehört hierhin. 285 Wörter geschrieben und die eigentliche Platzierung noch mit keinem Wort erwähnt, aber ich glaube, das muss ich auch gar nicht. Hornswoggle gegen Chavo Guerrero Jr., Woche für Woche, das geht einfach so unglaublich gar nicht, dass es einer Begründung nicht einmal wert ist. Außerdem laufe ich Gefahr, kopfüber gegen eine Wand zu laufen, wenn ich mich näher mit dem Thema auseinander setze – und das hat mir mein Therapeut verboten.

Und jetzt wird’s noch mal richtig witzig. Anscheinend hatte Vince McMahon vor sechs Wochen einen sehr unruhigen Schlaf. In diesem Schlag erschien ihm ein Dämon und flüsterte ihm einige unglaublich dumme Ideen zu. Eine dieser Ideen war das Ersetzen des General Managers durch Celebrity Guest Hosts. Wohlwissendlich, dass diese Idee gequirlte Sch…, verdammt, ich hätte mich in der Einleitung nicht so aus dem Fenster lehnen dürfen. Nochmal. Wohlwissendlich, dass diese Idee nicht zu seinen besten gehörte, verkaufte er diese nicht als seine eigene, sondern etablierte den Sündenbock Donald Trump, der es ihm nun abnehmen sollte, diese suboptimalen Ideen der breiten Öffentlichkeit zu verkaufen. Blöd, dass er Trump plötzlich aus den Shows nehmen musste. Er verkaufte die doofen Ideen aber einfach weiterhin als Trump’s Ideen und nannte keinen Grund dafür, dass er sie beibehielt. Er tat’s einfach. So schenkte man uns also zunächst Batista als Guest Host. Überflüssig, aber vertretbar. Dann kam der Million Dollar Man und damit die Sternstunde des Guest Hostings. Er setzte spannende Matches an und schien das Ruder rumzureißen. Wären da nicht Seth Green, ZZ Top und Shaquille O'Neal gewesen. Als Comedy-Gag okay, aber jede Woche dieselbe… zusammenreißen… ungünstige Konstellation, das nervt einfach. RAW hat einfach kein Konzept, keinen roten Faden. Alles scheint einfach irgendwie zu passieren, als würde man es tatsächlich erst zur Laufzeit booken und planen. Die Guest Hosts machen jede Woche dieselbe … eingeschränkte Darbietung, jede Woche lässt man Chavo gegen den wahren WWE’schen Hobbit verlieren und der einzige Main Event des Monats, der sich ein bisschen aus der Grütze der Vorwochen abhob, beinhaltete drei Smackdown-Superstars. Und für das was man mit Kendrick macht, gehören den Bookern die… ich muss aufhören. Wirklich, tut mir leid. Geht nicht mehr.


Beste Gimmicks
1. CM Punk
2. Dolph Ziggler
3. Joshi Tatsu

Es geht einfach kein Weg am Punker vorbei. Auf der einen Seite ist es also wirklich begründete Pole-Position für ihn, auf der anderen Seite ist es ein Art Beruhigungs-Kippe für mich, dass ich ihn nach diesem Wutanfall belobhudeln darf (das Wort „belobhudeln“ existiert übrigens offiziell und ist Teil des deutschen Rechtschreib-Duden – ich konnte es zunächst auch nicht fassen, bitte Euch aber mit der Überprüfung zu warten, bis ihr zu Ende gelesen habt). Es ist wirklich der Wahnsinn, was man aus CM Punk in den letzten Wochen gemacht hat. Man ergriff im Großen und Ganzen drei Maßnahmen, um dies zu erreichen: 1. Man turnte Punk Heel, 2. Man stellte mit Jeff Hardy den perfekten Gegner an seine Seite, 3. Man gab ihm ein Mikrofon. „Just say No!“ – was für eine geile Catchphrase, was für eine Message und was für eine unglaubliche Stimmung in den Promos, in denen er an die Fans appelliert. Punk sagt eigentlich die vernünftigsten Sachen der Welt, ohne dabei „Right 2 Censor“ zu wirken. Er predigt dasselbe, was er auch zu Face-Zeiten gepredigt hat und begegnet Jeff Hardy auf dieselbe Art und Weise wie er damals JBL während ihrer Fehde begegnet ist. Und doch buhen ihn die Leute aus. Und was macht Punk? Er beleidigt nicht die Stadt oder das ansässige Baseball-Team, um sich Heat zu verschaffen? Nein, er deutet ganz sachlich die Reaktion der Menschen, interpretiert sie ganz objektiv und weil er ihnen damit ihre eigene Dummheit offenlegt, buhen sie ihn aus. Boah. Das ist so unwahrscheinlich genial. Seinen Höhepunkt fand das Spektakel bei Night of Champions, als die Promo im Backstage-Bereich begann und von Punk plötzlich in die Halle verlegt wurde. Es erinnerte an die legendäre „Get a look at Greatness“-Rede von Orton, die ich noch heute als seinen endgültigen Durchbruch ansehe. Für Punk könnte es ähnliche Auswirkungen haben. Er verurteilte niemanden, der jünger als 17 Jahre alt ist. Damit brachte er eben jene gegen sich auf, weil er sie entmündigte. Er brachte die älteren Fans gegen sich auf, weil er sie als Idioten darstellte, da sie einen Kid’s Star wie Jeff Hardy bejubelten und er brachte die Eltern gegen sich auf, indem er sie direkt verbal angriff. CM Punk wurde damit zu einem der komplettesten Charaktere im WWE-TV.

Neben diesem wohl krassesten Gimmick-Improvement des laufenden Jahres gibt es wohl eine ganze Reihe von Namen, die man als gutes Gimmick an dieser Stelle nennen könnte. Niemals hätte ich erwartet, dass man DAS aus !Zack Ryder machen könnte. Es tut unwahrscheinlich gut zu sehen, dass man Kane plötzlich stark darstellt, dass Mark Henry als Face funktioniert. Dass Kozlov wieder eine Rolle spielt, dass man Kofi Kingston ernst nimmt, dass die ECW-Neulinge gut einschlagen und Ted DiBiase wenigstens zeitweise etwas Profil verleiht bekam. Dass Chris Masters zurück ist, Jack Swagger und Evan Bourne bei RAW nicht gänzlich unterzugehen scheinen und dass die Hart Dynasty bei Smackdown angekommen ist. All das mag ich wirklich und beweist, dass es wieder etwas wie ernstzunehmende Nachwuchsarbeit bei WWE zu geben scheint. Herausstellen möchte ich aber zwei Namen, die noch nicht genannt wurden, nämlich Dolph Ziggler und Yoshi Tatsu. Ziggler, weil er im Co-Main-Event der Night of Champions kein bisschen weniger glaubwürdig herüberkam als sein Gegner und Yoshi wegen dieser wahnsinnig geilen Musik. Man mag jetzt sagen, dass Musik nicht reicht, um einen Wrestler interessant zu machen, aber das würde nicht ganz stimmen. Das Entrance-Theme besitzt eine ungeheure Macht und kann einen Wrestler interessanter oder auch uninteressanter machen. Betrachten wir mal Yoshi Tatsu und die unglaublichen Publikumsreaktionen, die er erntet, dann kann das Theme daran nicht unbeteiligt sein. Viel präsenter ist allerdings Dolph Ziggler, der es wirklich geschafft hat, das Publikum zu beeindrucken. Er wird als Heel akzeptiert, die Crowd feiert ihn ab und selbst die Smartmarks sehen etwas in ihm, dass sie gegen Mysterio „Let’s go Ziggler“ chanten lässt. Unterm Strich: Alles richtig gemacht. Ein wirklich angenehmer Wind, der momentan durch die Midcard (und das muss ich zugeben: ) aller drei Shows weht.


Schlechteste Gimmicks
1. Randy Orton
2. Abraham Washington
3. Chavo Guerrero

Der Schatten von Randy Orton’s momentanem Einsatz zieht wirklich weite Kreise. An sich ist das gar nicht so schlimm. Wenn halt einer in seiner Position nen miesen Job macht, dann merkt man das halt – das ist ganz normal. Das Problem am Fall Orton ist aber ein anderes: Eigentlich (<- ein böses Wort) ist Randy Orton eine unglaublich coole Sau. Wirklich. Orton ist eines der größten Talente dieses Business und er hat es vollkommen zu Recht geschafft, die Position zu erreichen, die er momentan innehat. Der Bösewicht in dieser Fabel ist also nicht die Person Randy Orton, der man Untalent oder schlechtes Spiel vorwirft, sondern derjenige, der ihm momentan seine Rolle und seine Storylines schreibt. Wir sind mit dem On-Air-Charakter Randy Orton an einem Punkt angekommen, an dem man mit ihm keinerlei Benefit mehr erzielt. Nichts, was Randy in den RAW-Shows tut, bringt ihn, jemand anderen oder irgendetwas im Gesamten betrachtet weiter. Es fing an mit dem Fehden-Ping-Pong zwischen Batista und HHH. Dann der überflüssige Titelgewinn durch Batista, die Vakantierung des Gürtels und der erneute Titelgewinn durch Randy. 2 Wochen vergingen, ohne dass sich im RAW-Main-Event etwas weiterentwickelte. Orton fehdete nun wieder mit… kam dann schon wieder Triple H? Ich weiß es gar nicht mehr, was nur ein Zeichen mehr dafür ist, dass irgendwas schief läuft. Heute, ein paar Titelfehden später stehen wir immer noch an demselben Punkt wie damals. Betrachten wir WrestleMania 25 und nun die Zeit kurz vor dem Summerslam dann muss man eingestehen: Der RAW Main Event steht an derselben Stelle. Hätte ich nicht eine RAW-Show seit WM25 gesehen, ich hätte einfach nahtlos wieder einsetzen können, ohne das Gefühl haben zu müssen, etwas verpasst zu haben. Schlechter kann man kaum booken. Schlechter kann nicht mal Vince Russo booken – der hätte vielleicht nen Filmstar zum WWE Champion gemacht oder einen Ringrichter ein Match gewinnen lassen – aber DAS wäre zumindest etwas mit Nachhaltigkeit gewesen, etwas an das man sich erinnern könnte. Randy Orton ist derzeit von einem schwarzen Loch umgeben, dass ihn und sein Umfeld in einen Mantel von Belanglosigkeit hüllt – und das ist Schade um ausnahmslos jeden Beteiligten, mit dem man ohne Einschränkungen mit jedem etwas viel besseres anstellen könnte. Das stinkt. Zum Himmel und noch weiter. Und wieder zurück.

Neben diesem wohl größten Charakter-Faux-Pas vieler vieler Monate kommen wir nun zu einem etwas abgemilderten Beispiel des schlechten Gimmicks. Abgemildert nicht, weil der Charakter „Abraham Washington“ in irgendeiner Form besser ist als der des Randy Orton, sondern vielmehr, weil er von so sehr viel weniger Belang ist und daher die Auswirkungen weniger zu spüren sind. Erst fand ich die Idee toll, einen neuen Star über ein Interview-Segment debütieren zu lassen. Man konnte so eine abwechslungsreiche Alternative finden, einen Charakter zu formen und die Show sogar als Plattform nutzen, ihn in eine erste große Fehde zu bringen. Es muss nicht immer eine Squash-Serie sein, die jemanden dem Publikum vorstellt. Doch, Abraham Washington, also, nee… Sollen die miesen Schoten Teil des Gimmicks sein? Der aufgesetzte Erzählstil, der passive Umgang mit seinen Gästen, die nichtssagenden Einwürfe? Jedes Interview-Segment im Wrestling lebt von der Chemie, die der einladende Charakter zu seinem Gast aufbaut – bei Washington ist aber weniger Chemie als in einem Bioladen. Es kommt nichts rüber. Nichts. Dazu kommt noch die Tatsache, das Abe nicht mal ein Wrestler zu sein scheint und seine Auftritte damit zu noch viel weniger führen. Das Debüt-Segment mit den Bellas ist schon jetzt kaum als „Unwichtigstes Segment des Jahres“ zu schlagen und ich bin wirklich gespannt, wie lange man den Neuling mit seinen Kalauern die Fans noch nerven lässt.

Lasst uns mal überlegen, was Chavo Guerrero verbrochen haben muss, dass es ihn so bestraft werden lässt. Es muss ja etwas sein, das nicht ausreicht, um gefeuert zu werden. Er hat also definitiv nicht mir Stephanie McMahon geschlafen. Gegen die Drug Policy wird er auch nicht verstoßen haben, sonst wäre er mindestens suspendiert (mal ganz wertfrei, ob das schlimmer wäre als der aktuelle Einsatz oder auch nicht). Es muss aber etwas sein, dass die Booker dazu veranlasst, ihn, als ehemaligen ECW Champion, Woche für Woche gegen einen Midget verlieren zu lassen. Chavo ist Mexikaner – von daher wäre schon mal grundsätzlich denkbar, dass er einem seiner Locker Room Kollegen, in der Regel dem falschen, in die Sporttasche gekackt hat. Möglich. Es könnte auch sein, dass man ihn nachträglich als Sündenbock herhalten lässt, weil er Vickie Guerrero angeschleppt hat – wobei man das ja irgendwo selber war. Vielleicht hat er eine Wette verloren. Auch möglich. Wahrscheinlich ist die Fehde gegen den kleinwüchsigen Iren sogar Teil einer Wette. Ja, das wird es sein! Sicherlich kam Chavo mit einer Reihe Storylineideen zu den Bookern, bekam von diesen aber das Feedback, dass sich kaum einer für Chavito in diesen Fehden interessieren würde. Daraufhin entgegnete Chavo, dass er der Meinung sei, die Leute würden sich sogar mehr für ihn in einer Fehde mit Hornswoggle interessieren als für eine WWE-Title-Fehde zwischen Triple H, Randy Orton und John Cena. Die Booker nahmen an. Und siehe da: Am Ende wird Chavo gewinnen und zum Lohn… tja, um was sie wohl gewettet haben? Wahrscheinlich darf er nach gewonnener Wette wieder alle seine Körperteile im Ring benutzen - oder gar gegen Gegner antreten, die glaubwürdiger sind als ein Huhn.

Bokk Boak. Nachdem ich mir die Showpunkt-Frage in der Fehden-Kategorie gespart habe und die Vergabe des Punktes still voraussetzte, muss ich hier zumindest kurz drauf eingehen, wenngleich eine große Begründung der Vergabe an Smackdown/ECW wohl auch nicht von Nöten sein wird. RAW hat sich beim Draft drei tolle Stars geholt, die die Midcard ungemein bereichern werden. Im Gegensatz zu den anderen beiden Shows beschränkt sich dies allerdings tatsächlich auf die Midcard und daher ist die Punktevergabe erneut mehr als eindeutig.


Wrestler des Monats
1. Chris Jericho
2. Jeff Hardy
3. John Morrison

Verdammt noch mal – was haben wir all die Jahre ohne Chris Jericho getan? Wie haben wir diese Zeit überstanden und wie haben vor Allem die Booker diese Zeit überstanden? Es gibt keinen zweiten Star, von dessen Anwesenheit die beiden Hauptshows derzeit mehr profitieren als Chris Jericho. Und dabei ist er immer noch nicht wieder Teil des World-Title-Rennens. Er absolviert um WrestleMania eine Fehde mit drei abgehalfterten Altstars, tritt bei einem PPV One-on-One gegen einen Sechzigjährigen an – und legt ein klasse Match hin. Er bestreitet eine Fehde gegen einen der bei den Smartmarks verhasstesten Figuren hin und schafft es, dass sie alle lieben. Trotz Rey. Dann plötzlich holt er sich die Tag Team Titel und rockt mit denen auch wieder alles weg. Er headlined RAW als Smackdown-Superstar und hat mehr Segmente, in beiden Shows, als jeder andere seiner Kollegen. Chris Jericho hat ein lahmes Comeback hingelegt, definitiv. Aber heute ist der Ayatollah of Rock’n’Rollah nicht weniger als der MVP von World Wrestling Entertainment.

Jeff Hardy nimmt CM Punk den World Heavyweight Title ab und es stört mich nicht. WWE – Wahnsinn. Standing Ovation – ich weiß nicht, was ihr grade sauft, aber ich hoffe, es macht süchtig und verstößt nicht gegen die Wellness Policy. Verdammt noch mal, es ist so unglaublich wie Jeff Hardy in letzter Zeit abgeht. Das Publikum dreht jedes Mal komplett durch, wenn er eine Halle betritt, seine Matches sind gut und er bekommt mittlerweile sogar Live-Promos hin, ohne sich dabei die Zunge zu verknoten. Er hat momentan das Standing, mit dem er nicht mehr durch einen starken Heel in eine Story gezogen wird – er hat das Standing, einen schwachen Heel in einer Storyline zu stärken. Hardy hat plötzlich Charakter und zwar in solch einer Tiefe, dass er jemand anderen wie jetzt mit CM Punk over bringen kann. Nun ist er World Champion und ich hätte niemals erwartet, mich das einmal sagen zu hören: Er ist es zu Recht.

Platz drei ist ja immer so eine Art Ehrenpreis. Mir ist vollkommen bewusst, dass CM Punk hier eigentlich stehen müsste – oder wenn nicht er, dann zumindest Christian oder Brian Kendrick. Aber dennoch will ich den Platz an John Morrison verschenken, denn er ist schleichend und ohne großes Trara plötzlich über die Wochen zu einem Main Eventer geworden. Ein Main Eventer, der gar nicht im Main Event steht – aber von jedem dort gehandelt wird. Klar, alles ist möglich, in einer Welt… ihr wisst schon – ja und genau das ist es, womit man Morrison in den vergangenen Wochen in dieses Standing bookte. Cleane Siege über den World Champion, ständige Präsenz und das schielende Auge auf den World Title. Ohne dabei wirklich anzugreifen. Er hält sich einfach präsent, sorgt dafür, dass er weiterhin im Gespräch bleibt und so kam es, dass bei Diskussionen über die Smackdown’sche Zukunft der Name des John Morrison öfter fällt, als der des Totengräbers, dessen Namen ich ja einleitend versprach, nicht mehr zu nennen. Es wirkt, als stünde Morrison vor der Tür des Durchbruchs, die Klinke in der linken und den Schlüssel in der rechten Hand. Doch er wartet ab, er tritt noch nicht hindurch. Nur ab und zu klopft er an, damit jeder hinter der Tür weiß, dass er da ist – und jeder Zeit hineinkommen kann, wenn er nur will.

Rosterpunkt: Laut Papierlage hat RAW das stärkere Roster. Gefühlt nutzen Smackdown und ECW ihre Roster aus kleineren Namen aber um Längen besser aus. Wer bekommt jetzt also den Punkt? Logisch: ECW und Smackdown – oder wischt Ihr Euch Euren Hintern mit Gefühlen ab?


Matches und PPV-Tops
1. Shelton Benjamin v. Christian ECW
2. Yoshi Tatsu vs. Shelton Benjamin, I ECW
3. Yoshi Tatsu vs. Shelton Benjamin, II ECW

Diese Rubrik widme ich einem Mann alleine – vollkommen ignorierend, dass es faktisch gesehen vielleicht bessere Matches gab und speziell der Juli-PPV Night of Champions alles andere als schlechtes Wrestling darbot. Diese Rubrik gehört heute mal Shelton Benjamin und soll ihm dafür danken, was er in den letzten vier Wochen bei seinem zweiten ECW-Run darbot. Es soll danken und es soll mahnen – es soll die Booker aufwachen lassen und es soll verlangen, dass Shelton um den Gürtel fehdet. Das hätte er nicht nur verdient, es würde nebenbei auch noch zur Wiederauflage des Shelton-Christian-Matches von vor zwei Wochen führen. Es war der Opener der Show und gleichzeitig auch sein Showstealer. Die Chemie zwischen den beiden war sagenhaft und jeder Booker, der hier nicht den Anheizer für eine anschließende Fehde sah gehört offiziell gekendricked (to be kendricked – öffentlich lächerlich gemacht werden). Wenige Wochen zuvor absolvierte Shelton aber noch ein 8-tägiges Programm mit Neuling Yoshi Tatsu, bei dem er neben der im zweiten Aufeinandertreffen gezeigten Finesse beim ersten Mal auch beweisen durfte, dass er mehr kann als einfach nur ein Gott im Ring zu sein. Seine Debüt-Promo für Yoshi Tatsu war vermutlich die Promo des Monats – und was sagt das bitte für einen Wrestlingmonat aus? Wenn die besten beiden Promos von Shelton Benjamin und CM Punk stammen? Dann war der Monat entweder richtig öde – oder man hat zwei seiner Topstars endlich mal beweisen lassen, was sie für dicke Eier haben. Shelton Benjamin – you rock!

Womit ja klar sein dürfte, dass der Wrestlingpunkt an ECW geht. RAW konnte mich in seinen wöchentlichen Shows eigentlich nur einmal richtig vom Hocker reißen und das war beim Kampf zwischen Randy Orton und Ted DiBiase. Auch das Triple Threat bei der NoC war wesentlich besser als sein Ruf, aber trotzdem reicht das nicht mal im Ansatz, um gegen die beiden Kontrahenten anzustinken.


Das Überflüssigste zum Schluss
1. Primo
2. Chris Masters
3. Bella Twins

Wir erinnern uns zurück, als Primo als neuer Star des RAW-Rosters vorgestellt wurde. Bereits damals interessierte das General Manager Mike Adamle kaum. Die Fans folgten ihrem Guru und beachteten den kleinen Bruder Carlitos nicht. Man Beachte: ich schrieb bewusst „nicht“ und nicht „wenig“. Schnell beendete man das Schauspiel und stellte ihn seinem Bruder an die Seite. Keine zwei Wochen später waren sie Tag Team Champions und blieben das viele viele Monate. Nun trennt man die beiden und turnt Carlito. Also denjenigen, den das Publikum bereits in beiden Rollen akzeptiert. Mal was ganz anderes am Rande: War ich der einzige, bei dem die NoC-Übertragung bei Sky Tonaussetzer hatte? Ich wollte mich schon beschweren und eine Mail an den Sender verfassen, schließlich bezahle ich stolze 15 Euro für solch eine Show. Da sind drei Tonaussetzer wirklich zu viel. Bei der Recherche meiner Beschwerde stellte ich dann plötzlich aber fest, dass es in Wirklichkeit nur zwei Aussetzer waren, der dritte: da waren die Leute im Publikum tatsächlich einfach nur still. Und das war bei Primos Einmarsch. Ihn Heel zu turnen wäre eine Chance gewesen, seinen Charakter zu retten – so hat er weniger Chancen bei WWE zu überleben als ein Popcorn in einem Fondue.

Hey Leute, nicht falsch verstehen. Grundsätzlich finde ich das Comeback von Chris Masters toll. Ne, ehrlich. Bei Night of Champions saß ich gleich beim Opener vor dem Fernseher und während Jericho seinen Partner ankündigte dachte ich immer vor mich hin „Masters, Masters, Masters“ und war echt enttäuscht, dass es dann Big Show war. Wäre das Masterpiece dann wenigstens gar nicht zurückgekehrt, hätte ich das verkraften können – aber nur einen Tag später steht er plötzlich ohne jeglichen Impact MVP gegenüber und gewinnt nicht mal. Wirklich schade. Nicht, dass er sich nachher noch vollkommen umsonst seine ganze Muskelmasse wieder antrainiert hat.

Was soll man zu den Bella Twins schreiben? Keine Ahnung. Manche Sachen muss man nicht begründen. Man muss nicht begründen, dass Durchfall blöd ist, man muss nicht begründen, dass Sonne besser kommt als Wolken und man muss nicht begründen, dass die Bella Twins so überflüssig sind wie ein Feuermelder in der Hölle. Manche Regeln gibt einem das Leben halt vor. Man fasst nicht einfach in eine Kettensäge. Das macht man nicht.


Unterm Strich
Grundsätzlich kann man alles immer besser machen, klar. Dass man alles besser machen kann, ist aber kein Grund dafür, dass man es zwangsläufig erstmal schlecht machen muss. ECW und Smackdown waren in den letzten Wochen fantastisch – und doch merkt man, dass sich die Shows nicht ausruhen, sondern immer weiter machen, Neues präsentieren, Nachwuchs fördern. RAW gelobt sicherlich auch irgendwie Besserung, doch obwohl hier viel mehr Luft nach oben vorhanden ist, nimmt man so viel kleinere Schritte als bei der Konkurrenz.

Nach Showpunkten… ach, ist ja auch egal…

…denn, wenn wir es mal positiv sehen, dann bietet WWE als Gesamtpaket momentan für jeden Geschmack etwas. Leute, die gerne tolle Wrestlinghows sehen, werden mit Smackdown und ECW verwöhnt. Solche, die sich gern langweilen und fremdschämen, kommen bei RAW vollends auf ihre Kosten. Und die unentschlossenen, die ein bisschen von allem mögen – die schauen einfach Superstars. Was soll man also eigentlich meckern. Es kann uns doch wirklich schlechter gehen, als dass wir zweieinhalb wirklich tolle Wrestlingshows pro Woche geliefert bekommen, oder? Also. Ich bin WWE-Fan und ich bin zufrieden in dieser Rolle. Auch wenn die Kritik an manchen Stellen doch sehr hart und üppig war, ist sie doch sehr eingegrenzt und klar adressierbar. Und hey – außerdem hab ich jetzt an jedem Tag der RAW-Ausstrahlung noch 20 Minuten mehr Freizeit, weil ich ja vor den Main Events in der Regel abschalte. Also hat WWE doch alles richtig gemacht.
Smackdown, ECW – bleibt wie ihr seid. RAW – fahr zur Hölle. Und damit viel Spaß im Sommermonat August – mögen wir gut unterhalten bleiben und der Summerslam zur wahrlich größten Party dieses Sommers werden. Bis dahin wie immer eine gute Zeit,
Ben